Julien

A)   wie Anfang.

Wie alles begann, oder der Anfang vom Ende.

 

Da muss ich dann jetzt wirklich weit zurück in die Vergangenheit, nämlich satte drei Jahrzehnte. „Doc, Einmal den DeLorean volltanken, bitte."

Wir sind in einer Zeit, praktisch kurz nach meiner Geburt. Die letzte Windel gerade abgelegt… Ach ja, Hier darf ich ja nicht lügen. Dabei lüge ich ja nicht mal, ich verbiege nur gerade die Zeitlinie. Na gut, ich konnte wohl schon reden… Ernsthaft jetzt. Wir beginnen vor dem Anfang.

Ich habe in meiner Jugend schon gerne Radio gehört. Irgendwie machte mir das auch immer Spass, zu verfolgen wie die Moderatoren mit allem umgingen, so locker und so leicht. Auch begeisterte es mich damals, wie bei denen alles auf die Sekunde klappte. Und wenn dann die Sendung zu Ende war, versuchte ich das Ganze nach zu spielen. Auf dem Plattenteller meiner Schwester, (Ja, damals hatte noch nicht jedes Kind seinen eigenen Plattenspieler und Tv Apparat), spielte ich Singles ab, und wenn das Lied zu Ende war plapperte ich für mich alleine irgendwas so daher, während ich die nächste Single auflegte. Das war so ein „Spiel“ von mir. Radiostar zu spielen. Und irgendwie hatte ich damals, wie viele, den Wunsch einmal ein Star zu werden. Damals leistete ich mir noch Wünsche. Naja, die Jahre vergingen, ich wurde klüger und klüger. Ja, ich weiss: Ich soll nicht lügen. Ich wurde also ein klein bisschen klüger… „WAS????" Also, um es ab zu kürzen, es kamen die 1980er und die Zeit der „Piratensender" hier in Luxemburg. Irgendwie bekam ich Wind davon und hörte mal rein. Das allein war schon ein Abenteuer für sich, musste ich doch das Radio auf den Schrank stellen und Antenne zum Fenster raus, um überhaupt etwas zu empfangen. Ich hörte immer öfters rein und mir gefiel es an sich ganz gut. Und irgendwann hörte ich also, wie so oft zu, und da war diese junge Frauenstimme aus dem Radio. Die war total süss. Einfach bezaubernd. Da ich zu jener Zeit aber furchtbar schüchtern war, trank ich erst mal ein oder zwei „Cola-Drepp", bevor ich ihrem Aufruf, ihr doch anzurufen folgte. Wir redeten ein bisschen und ich sagte ihr, wie sehr mich Rundfunk interessieren würde und, naja. Sie meinte dann mal, ich solle mal vorbei schauen und gab mir die Adresse. Der Rest ist eigentlich Geschichte. Ich fuhr hin, kam, sah und…

Bis dahin dachte und glaubte ich noch, um Rundfunk zu machen braucht man ein gewisses Minimum an Luxus. Als ich jedoch endlich das Haus gefunden hatte, traf mich fast der Schlag. Nichts modernes, kein Luxus, rein gar nichts, was in meiner Vorstellung mit Rundfunk zu tun hatte. Eine Hühnerfarm oder die Flodders wären die allerschönsten Komplimente für das, was ich da vorfand.

Aber ich sah auch eine Chance für mich. Ich hatte viele Chancen, durfte hinter den Kulissen mit arbeiten (Mehr wollte ich damals nicht) Ich hatte die Chance an einem Live Event teil zu nehmen, die Chance, Sänger persönlich kennen zu lernen und und und. Die Arbeit hinter den Kulissen machte mir Spass, Ich half im Wunschkonzert und meine Arbeit war, die Wunschlieder raus zu suchen aus dem Archiv. Das Archiv war sehr klein und trotzdem war es immer angenehm stressig. Marc und Dan waren die eigentlichen „Stars“ und ich schnupperte erst mal rein in die ganze Materie. Dann durfte ich ans Mischpult und Techniker spielen. Für viele uninteressant, aber es ist doch wichtig. Und für mich überhaupt das Grösste. Irgendwie sah ich mich am Ziel. Weil: Jetzt durfte ich wirklich die Platten auflegen und ja rechtzeitig abspiele. Was ich jahre vorher immer gespielt hatte, war jetzt Realität. Besonders im Zusammenspiel mit dem oder den Moderatoren fühlte ich mich wie ein richtiger Regisseur. Man kriegt dabei ein ganz spezielles Gefühl fürs Timing, was unbedingt wichtig ist. Eigentlich hätte alles so bleiben können. Marc und Dan waren die im Rampenlicht und ich durfte alles regeln, das gefiel mir. Aber, es kam dann irgendwann der Tag, an dem der Moderator nicht im Studio auftauchte und ich tat was ich konnte. Ich legte einfach nur die Platten auf. Bis schliesslich der grosse Boss anrief und mir sagte, ich müsste sprechen.

ICH, JULIEN der schüchterne. Der Reginald vom Radio (Trekkies verstehen dies) Ich sollte nun in dieses Mikrofon sprechen? Klar wusste ich wie das geht. Einfach Mund auf, Wörter raus, fertig. Aber so easy war es dann doch nicht. Naja, Meine ersten Schritte eben. Was soll ich sagen. Sie waren furchtbar. Ich war furchtbar. Aber es war doch wichtig. Diese Rundfunkstation war klein, unbedeutend und ich konnte praktisch ungestört versuchen aufzustehen, zu gehen, zu stolpern, hin zu fallen um irgendwann (viel später) zielsicher laufen zu können. Wenn ich heute an meinen Anfang zurück denke fällt mir vieles ein. Lustige Stunden, tolle Kollegen. Es war einfach eine geile Zeit. Rückblickend muss ich also sagen, waren die wenigen Monate dort die beste Möglichkeit etwas zu lernen. Dann verliessen einige den Sender und wechselten zu einer anderen Station. Ich blieb derweil noch bei „Radio 104“. Von Marc hörte ich dann dass „Radio Stereo Ere 2000“ noch Leute gebrauchen könnte und auch, wie es dort zuging. Eben nicht mehr so „104-mässig“. Anfangs zögerte ich noch, entschied mich dann doch zu einem Wechsel.